Inhaltsangabe:
1. Was bedeutet Mitarbeiterbindung?
2. Warum ist Mitarbeiterbindung wichtig?
3. Was erwarten Arbeitnehmer? – Das sind die Herausforderungen
4. Welche Möglichkeiten gibt es, um Mitarbeiter zu binden? - Die 4 Ebenen der Mitarbeiterbindung
5. Die 6 Säulen der Mitarbeiterbindung
7. Wie misst man Mitarbeiterbindung? – Fragebogen, Kennzahlen, persönlicher Austausch
8. Wie entsteht Mitarbeiterbindung?
Das Wichtigste in Kürze:
Die Mitarbeiterbindung ist ein Aufgabenbereich des Personalwesens. Im Wesentlichen dient diese dazu, Beschäftigte mittel- oder bestenfalls langfristig an das Unternehmen zu binden.
Besonderen Wert hat dabei die Bindung von Leistungsträgern, unternehmensrelevanten Experten und qualifizierten Fachkräften. Je individueller die Maßnahmen, desto ausgeprägter ist im Regelfall die Bindung der Mitarbeiter in allen Unternehmensbereichen.
Gebündelte Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung werden synonym als Retention-Programm oder Retention-Management bezeichnet.
Das Retention-Management befasst sich mit der Bindung von Mitarbeitern in einem Unternehmen. In erster Linie werden damit Maßnahmen, Programme und Instrumente zur Mitarbeiterbindung geplant und organisiert.
Grundsätzlich dient jede Form der Unterstützung seitens des Arbeitgebers als eine Mitarbeiterbindungsmaßnahme. Dazu zählen finanzielle Anreize, Vergünstigungen, Weiterbildungsinitiativen, Aufstiegsangebote, interne Kommunikation und jegliche gesundheitlichen, kulturellen und kollegialen Verbesserungen des Arbeitsplatzes.
Mitarbeiterbindung ist gerade dann wichtig, wenn Unternehmen an einer hohen Fluktuationsrate, geringer Mitarbeitermotivation und Personalmangel leiden. In diesem Sinne kommt sie in folgenden Situationen zum Einsatz:
Heutzutage kennen Angestellte ihren Wert. Sie haben eine Vorstellung davon, was es heißt, angemessen bezahlt zu werden. Übernehmen Leistungsträger beispielsweise neue Verantwortungen oder absolvieren eine Weiterbildung, erwarten sie auch ein höheres Gehalt.
Gleichzeitig sind sie bereit, sich auf dem Markt auszuprobieren. Denn Beschäftigte verstehen, dass es noch andere Unternehmen gibt, die bereit sind, sie abzuwerben. Das gilt gerade dann, wenn sie hochqualifiziert oder spezialisiert sind.
So vertrauen Mitarbeiter immer mehr in ihr Verhandlungsgeschick und fordern häufiger Gehaltserhöhungen oder Unterstützung in anderen Belangen ein. Viele planen sogar weit im Voraus Arbeitgeberwechsel, sofern sie sich nicht ausreichend wertgeschätzt fühlen.
Gemäß einer Studie des Statistischen Bundesamts (Destatis) zur Dauer der Beschäftigung beim aktuellen Arbeitgeber, bleiben ca. 42,8 % aller Erwerbstätigen mindestens 10 Jahre in einem Unternehmen. 19,2 % arbeiten zwischen 5 und 10 Jahren im selben Betrieb. 38 % sind weniger als 5 Jahre in einer Firma beschäftigt.
Die Gründe, warum Mitarbeiter kündigen, sind zahlreich. In der Regel ist allerdings eine der folgenden Ursachen verantwortlich:
Das Karriereportal StepStone hat im Rahmen seiner Studie Recruiting Insights – Kandidaten im Fokus 15.000 Fachkräfte und 3.500 Recruiter zum Thema Mitarbeiterbindung befragt und dabei folgende Einflussfaktoren ermittelt:
Möglichkeiten Mitarbeiter zu binden sind so breitgefächert, wie der Markt selbst. Grundsätzlich gibt es jedoch 4 übergeordnete Ebenen der Mitarbeiterbindung, entlang derer sich die konkreten Bindungsmaßnahmen ausgestalten:
Nur die wenigsten Mitarbeiter fühlen sich gemäß Gallup Engagement Index tatsächlich an ihren Arbeitsplatz gebunden. Die allermeisten kommen nur zur Arbeit, weil sie müssen und machen dementsprechend nur das Nötigste (Stichwort: Quiet Quitting). Für Unternehmen ist das teuer, denn eine solche Einstellung der Mitarbeiter ist unproduktiv.
Um die Bindung von Mitarbeitern zu erhöhen, hat sich im Personalmanagement das Modell der „6 Säulen der Mitarbeiterbindung““ etabliert:
Ein angenehmes Arbeitsumfeld ist entscheidend, um Mitarbeiter zufriedenzustellen. Fühlt sich ein Beschäftigter nämlich wohl an seinem Arbeitsplatz, so ist er motivierter, produktiver und gesünder. Nach Säule 1 sollte das Unternehmen demnach eine positive Atmosphäre schaffen und Bedingungen für strukturiertes Arbeiten bereitstellen.
Beispiele für Maßnahmen der Mitarbeiterbindung in Säule 1:
Employer Branding und Marketing bestimmen darüber, wie ein Unternehmen nach außen wahrgenommen wird. Um neue Mitarbeiter anzuwerben sowie alte Mitarbeiter zu binden, ist es entscheidend, dass sich Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. In diesem Zusammenhang sind die aktuellen Mitarbeiter die wichtigste Anlaufstelle.
Beispiele für Maßnahmen der Mitarbeiterbindung in Säule 4:
Wenn Mitarbeiter die Möglichkeit haben, in ihrem Unternehmen aufzusteigen und sich beruflich weiterzuentwickeln, steigt auch die Mitarbeiterbindung. Arbeitgeber können in diesem Sinne in ihr Personal investieren und sie dazu ermutigen, weiter an sich zu arbeiten. Die Wirkung: Mitarbeiter erwerben mehr fach relevantes Wissen und sind loyaler gegenüber dem Unternehmen.
Beispiele für Maßnahmen der Mitarbeiterbindung in Säule 2:
Unternehmen müssen eine Unternehmenskultur etablieren und ihre Werte klar nach außen kommunizieren. Nur so können sich Beschäftigte mit der Firma identifizieren und schließlich Bindung aufbauen. Wesentlich ist hier, dass das Leitbild sich in den Handlungen des Unternehmens widerspiegelt. Falsche Versprechungen haben nämlich den gegenteiligen Effekt.
Beispiele für Maßnahmen der Mitarbeiterbindung in Säule 5:
Ein gesundes Personal ist für Unternehmen essenziell. Denn eine gesunde Belegschaft weist nicht nur weniger Fehltage auf, sondern ist zudem zufriedener mit ihrem Arbeitsplatz. In der modernen Arbeitswelt bedroht vornehmlich Burnout die Gesundheit der Beschäftigten. Auch genügend Raum für Freizeit ist demzufolge wesentlich, damit sich die Angestellten ausreichend erholen kann. Arbeitgeber, die die Gesundheit ihrer Angestellten im Blick haben, stärken somit im selben Zug die Mitarbeiterbindung.
Beispiele für Maßnahmen der Mitarbeiterbindung in Säule 3:
Letzten Endes haben auch finanzielle Anreize eine positive Wirkung auf die Mitarbeiterbindung. Allem voran Maßnahmen, die über das reguläre Gehalt hinausgehen. Zusätzlich hebt sich das Unternehmen durch ergänzende finanzielle Benefits von der Konkurrenz ab. Auf diese Weise wird darüber hinaus das Employer Branding gestärkt.
Beispiele für Maßnahmen der Mitarbeiterbindung in Säule 6:
Die „6 Säulen der Mitarbeiterbindung“ stellen einige effektive Instrumente zur Bindung von Mitarbeitern bereit. Das heißt jedoch nicht, dass alle Instrumente umgesetzt werden müssen oder sollten. So stellt nicht jedes Instrument eine geeignete Möglichkeit dar, den jeweiligen Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden.
Die betriebliche Kinderbetreuung ist beispielsweise nicht ansprechend für kinderloses Personal. Gleichermaßen ist ein Sabbatical wenig interessant für eine Führungskraft. Demzufolge sollten Sie bei der Wahl der richtigen Instrumente zunächst folgende Fragen beantworten:
Jedes Unternehmen sollte auf eine Auswahl genereller Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung zurückgreifen. Bei kostenintensiven Investitionen in sein Personal, gilt es jedoch primär qualifizierte und engagierte Mitarbeiter zu binden.
Verlässt eine solche Fachkraft nämlich den Betrieb, gehen damit Kosten und Zeit einher, um einen Ersatz zu finden. Außerdem profitiert die Konkurrenz von dem ehemaligen Mitarbeiter.
Unqualifizierte und unmotivierte Mitarbeiter sind für diese Maßnahmen hingegen nur bedingt relevant, da sie weniger zum Unternehmenserfolg beitragen und entsprechend austauschbar sind.
Ein wichtiges Werkzeug ist in diesem Sinne die selektive Mitarbeiterbindung. Hierbei werden maßgeblich diejenigen Mitarbeiter gebunden, die den größten Return on Investment versprechen. Dazu zählen:
Um Leistungsträger im Unternehmen zu identifizieren, sind aufmerksame Führungskräfte gefragt. Diese müssen sich ein detailliertes Bild der Mitarbeiter machen, regelmäßig die Leistung der Beschäftigten bewerten sowie deren Potenzial einschätzen.
Orientieren können Sie sich dabei an folgenden Fragen:
Während die selektive Mitarbeiterbindung ausschlaggebend für die gezielte Bindung von Leistungsträgern ist, gibt es bei dieser Methode dennoch einige Tücken zu beachten:
Tipp: Nutzen Sie Ihre Konkurrenz als Benchmark und vergleichen Sie deren Stellenanzeigen mit den Zusatzleistungen, die Ihr Unternehmen bereithält.
Um die Mitarbeiterbindung zu messen, müssen zunächst Daten erhoben werden. Das erfolgt grundsätzlich auf direktem oder indirektem Wege. Die direkte Messung verläuft über eine Mitarbeiterbefragung (z.B. via Fragebogen oder Dashboard).
Alternativ sind Vieraugengespräche möglich, z.B. bei einem offiziellen Feedback-Termin, dem jährlichen Mitarbeitergespräch oder bei einem ungezwungenen Austausch in der Mittagspause.
Ausrichten können Sie das Gespräch anhand der nachstehenden Fragen:
Indirekt lässt sich die Mitarbeiterbindung über Kennzahlen ermitteln. Im Wesentlichen gehören dazu die Krankmeldungen und die Mitarbeiterfluktuation in einem spezifischen Zeitraum.
Mitarbeiterbindung entsteht bereits beim Recruiting. Ziel ist es hierbei, passende Kandidaten zu gewinnen, die weitestgehend mit dem Unternehmensprofil übereinstimmen. Einerseits ist die Erwartung des Bewerbers zu berücksichtigen. Ist diese zu hoch, wird er nur schwer langfristig an das Unternehmen zu binden sein.
Andererseits muss im Laufe des Auswahlprozesses abgeschätzt werden, ob der Bewerber einen Nutzen für das Unternehmen hat und motiviert ist. Denn nur wenn der Kandidat beides mitbringt, wird ihn seine Arbeit erfüllen.
Der ideale Kandidat ist demnach jemand, dessen Erwartungshaltung sich mit der sogenannten Employer Value Proposition (EVP) Ihres Unternehmens überschneidet. Auf diese Weise können Sie bereits bei der Bewerbung abschätzen, ob sich der zukünftige Mitarbeiter an das Unternehmen binden lässt.
Die Mitarbeiterzufriedenheit ist entscheidend dafür, ob sich das Personal langfristig an das Unternehmen binden lassen kann. 3 Faktoren spielen dabei eine tragende Rolle:
Fähigkeiten
Angestellte sollten einschlägige Kompetenzen mitbringen, um die Aufgaben in Ihrem Betrieb angemessen angehen zu können.
Wenn sich ein Mitarbeiter selbst als inkompetent wahrnimmt, sinkt auch seine Zufriedenheit (Stichwort: Imposter-Syndrome).
Die Folge: Die Tendenz, die Firma zu verlassen, steigt.
Wertvorstellungen
Die Wertvorstellungen des Personals sollten stets mit dem Belohnungssystem des Unternehmens übereinstimmen. Das heißt vom Mitarbeiter als gerecht empfunden werden.
Typischerweise nutzen Unternehmen hierzu monetäre Anreize, Anerkennung und Karriereaussichten als Belohnungssystem.
Zu Konflikten kommt es hier, wenn sich das jeweilige Belohnungsmodell nicht mit den Wertvorstellungen des Mitarbeiters deckt.
Interessen
Je mehr sich die alltäglichen Aufgaben mit den privaten Interessen der Belegschaft überschneiden, desto besser.
Macht dem Mitarbeiter seine Arbeit Spaß, kann er sich in dieser verwirklichen und sich demzufolge mit dem Unternehmen identifizieren.
Häufig ist der Faktor Interesse gar noch entscheidender als das Gehalt. Dies trifft insbesondere für junge Talente zu.
Um Mitarbeiter dauerhaft zu binden, genügt es nicht einfach, nur ein höheres Gehalt zu zahlen. An erster Stelle muss das Personal motiviert sein, seine Tätigkeit auszuführen.
In diesem Zusammenhang ist es wesentlich, dass die Mitarbeiter mit der Unternehmensvision d’accord gehen. Geben Sie den Beschäftigten das Gefühl, dass sie ein wichtiger Teil des Unternehmens sind und dass sie gebraucht werden.
Ein praktischer Nebeneffekt ist, dass Prozesse glatter und damit produktiver ablaufen. Unmotivierte Mitarbeiter ziehen hingegen die Produktivität des Unternehmens runter. Die Investition in entsprechende Anreizsysteme zur Mitarbeitermotivation ist deshalb durchaus lohnend.
Ferner noch ist es entscheidend, eine Feedback-Kultur im Unternehmen zu etablieren. So haben sich Leistungsträger häufig bereits für die Kündigung entschieden, ohne dass die Geschäftsführung etwas davon ahnt. Die Überraschung ist dann groß und der Aufwand, einen Ersatz zu finden, hoch.
Dabei lässt sich dies ganz einfach umgehen, indem man sich regelmäßig Feedback von Mitarbeitern einholt. Das kann im Rahmen einer Mitarbeiterbefragung erfolgen oder auch in einem lockeren persönlichen Gespräch.
Darüber hinaus können Interviews mit kündigungswilligen Mitarbeitern und ehemaligen Angestellten lohnend sein. Unter anderem können Sie dadurch Probleme in der Unternehmenskultur feststellen und einen Einblick in die Werbestrategien der Konkurrenz erhalten.
Im Gegensatz zu vorherigen Generationen legt Generation Z besonderen Wert darauf, sich in ihrer Arbeit auszuleben. Entsprechend verschwimmt die Grenze von Arbeit und Privatleben bei Gen Z zunehmend. So wird Arbeit auch mal zu Hause erledigt oder private Angelegenheiten in die Arbeit mitgenommen.
Ebenso reist Generation Z gerne und ist bestens mit digitalen Technologien vertraut. Remote-Arbeitsplätze sind bei Gen Z deshalb besonders begehrt. Indessen ist Generation Z durchaus aufgeschlossen, ihre Heimat für einen neuen Beruf zu verlassen. Des Weiteren achtet Gen Z im Vergleich zu älteren Generationen verstärkt auf Work-Life-Balance, eine kollegiale Arbeitsatmosphäre und Entwicklungsmöglichkeiten.
Folgende Maßnahmen können Sie ergreifen, um die Mitarbeiterbindung bei Generation Z nachhaltig zu steigern:
Eine umfassende Liste mit weiterführender Literatur zur Mitarbeiterbindung erhalten Sie unter folgender Adresse:
Die betriebliche Altersvorsorge ist eine gute Möglichkeit, Mitarbeiter finanziell im Ruhestand abzusichern. Eine gute Beratung bei der betrieblichen Altersvorsorge ist jedoch unerlässlich. Mit unserer langjährigen Erfahrung und unserem umfassenden Know-how können wir Ihnen bei der Auswahl und Durchführung der bAV im Unternehmen helfen. Wir berücksichtigen dabei Ihre individuellen Bedürfnisse und Ziele und zeigen Ihnen verschiedene Optionen auf. Vertrauen Sie auf die Expertise der Bernhard Assekuranz.